RAINER JACOB und HAEL YXXS
MIXXED REALITIES
Vor reichlich 100 Jahren wurde ein unglaubliches Phänomen entdeckt: die EINE Realität konnte gleichzeitig auch eine andere Realität sein.
Je nach Beobachtungsart erschienen Elemente der Mikrowelt (Photonen) entweder als Teilchen oder als Welle.
Dieses Erdbeben der Erkenntnis produziert aktive Nachbeben bis in die heutige Zeit hinein, forciert aktuell durch die Schubwirkungen des Digitalen.
Die Grenzen, welche die erkennbare materielle Realität aufweist, scheinen sich permanent zu verschieben, werden porös oder zeigen Tendenzen der Auflösung.
Ehemals fest gezogene Grenzen werden „weich“ und Unvereinbares zeigt Schnittmengen, in denen sich Gemeinsamkeiten überlappen.
Diese Erscheinungen sind in allen Bereichen des sozialen, politischen, ökonomischen Gefüges zu erkennen. Es verändern sich die postulierten Grenzen zwischen
Künstler und seinem Werk, zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Kunst und Politik, zwischen der Wahrheit und ihren aufploppenden Varianten, zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen, zwischen Anlogem und Digitalem, zwischen dem Gewöhnlichen und dem Besonderen, zwischen Sichtbarem und dem Unsichtbaren u.v.a.m.
Die künstlerischen Positionen von Rainer Jacob und Hael Yxxs sollen als individuelle Positionen vereint und als Aspekte paralleler Reflektion vorgestellt werden.
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RAINER JACOB
"Die Ausweitung des Privaten ins Öffentliche, die Reduktion und gleichzeitige
Erweiterung sinnlicher Erfahrungen thematisiert Rainer Jacob in seinen installativen
Arbeiten, Objekten und Aktionen. Ein bemerkenswerter künstlerischer Impuls
wird zudem spürbar in seinen Arbeiten, die die Erweiterung des musealen
Raumes in den öffentlichen und alltäglichen Raum thematisieren.
Seine Objekte und Aktionen sind radikal entschlackt von dekorativem
Beiwerk, schlagen ein wie Blitze und sind auch noch auf den zweiten Blick
Attraktoren und herausfordernde Hinwendung zu Aktuellem und Traditionellem.
Ephemeres und Beständiges, kurzzeitig Erscheinendes und lange Nachwirkendes
sind gekoppelte Aspekte seiner Arbeiten." (Ben Nevis)
„Der Mensch wird selbst nicht abgebildet, aber es dreht sich um ihn, um sein
Verhalten, sein globales Wirken, seine Beziehungen, seine Alltagsgegenstände.“
(Anabel Roque Rodriguez)
INTERVIEW mit RAINER JACOB zu BLIND I
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Die alles durchdingenden, bereichernden und zugleich subversiven Kräfte generativer KI haben Auswirkungen auf die Konsistenz von Bildern, von Sprache, Erkenntnis, von sozialen Beziehungen, kurz: Auswirkungen auf das Leben selbst.
Ein Aspekt meiner Arbeiten im Kontext der KI-Ausbreitung ist die Nutzung von programmierter Software (software: JVSchmidt), deren Fähigkeiten der Erzeugung grafischer Strukturen ich nutze, um Artefakte zu sammeln. Diese haben eine "Anziehungskraft" auf von mir archiviertes Fotomaterial (Räume, Objekte, Situationen, Schnappschüsse). Ich überlagere beide "Erscheinungen" auf digitalem Wege, wenn dabei eine natürliche oder beiläufige oder kontrastierende oder bedrohliche Wechselwirkung möglich wird.
Anziehungskräfte sind auch für einen weiteren Aspekt der Arbeiten von Bedeutung. Ich arbeite mit nutzlos gewordenen Magnetbändern, auf denen Daten zur Gravitation der Erde gespeichert sind. Im Kontext der Visionen, den Mars zu besiedeln, das irdische Chaos zu verlassen und ein neues "Paradies" zu installieren, verwende ich diese Bänder, um das "schicksalhafte" Gebundensein des Menschen an die Erde, Visionen und Rückschläge zu bearbeiten.
Ein dritter Aspekt der Arbeiten verknüpft potentielle marsianischen Eisskulpturen mit denen meines Kollegen Rainer Jacob. Anknüpfend an die Wasserhypothese für die sichtbaren Marskanäle "dokumentiere" ich Wasserereignisse in der Marsumgebung. (Fotos: Michael Gauss).