BERTRAM KOBER und HAEL YXXS 

L I C H T H A L L

 NEUE MESSE LEIPZIG, 1995



 

L I C H T H A L L


Wir bauen unsere Sehnsüchte in die Kuppel aus Tag.

Sie wachsen berauscht vom Acker der Vernunft in lichte Höhen, sind zuckender Mückenschwarm oder drängende Nadeln, die die Nachthaut ritzen.

Der Wind bläst ihnen Wolkenschatten vom Gesicht und fordert sie auf zu bleiben. Sie aber, kaum, daß sie sich halten können, wandeln als Träume durch unseren Schlaf.

Wir müssen sie begreifen, nachdem sie uns entfallen sind.

Das Dunkel wird von ihnen ausgetragen, als könne es ihr Lichtblick sein.

Sie hüten es wie einen Schatz, halten es umklammert uns verborgen, sobald sie ihre Türen öffnen.

 

Wer hat wohl je des Blinden Regenbogen gesehen?

Nur die Gedankenhaut der Türme kann ihn noch beschreiben, wenn sie, fein tätowiert, sich in papierenen Wogen spannt. Danach werden ihr die Worte fehlen. Oder sie werden nicht laut genug sein gegen den Lärm der aufgehenden Sonne. Ein Luftzug schon genügt, um einer anderen Fährte nachzugehen.

Sollten wir die stolzen Leuchtfeuer befragen?
Oder das Grün, das sich zur Sonne wendet? Kometen, Feuerwerke, die weisen Blitze?

Wie sollten wir es hören oder sehen?

 

In der Beschwörung tanzen Leuchtkäfer ein Echo auf Papier. Die eingefangenen Lettern werfen Schatten. Das ist der Brief, den wir in diese Bläue schicken, damit sich dort am Lichtgeäst Kristalle bilden.

Die Antwort dringt, von ihren Spiegeln ungezählt gebrochen, nicht bis ins feste Haus vorm Augenhintergrund.

Kühlt sie als Windhauch uns die Stirn?

Wir werden sehen.

 

Hael Yxxs 1995

 

 

 

 

FOTO: Bertram Kober, punctum

 

 

 

 

FOTO: Bertram Kober, punctum 

 

 

 

 

FOTO: Bertram Kober, punctum  

 

 

 

 

FOTO: Bertram Kober, punctum